Erfahrungen und Infos über mein Jahr an einer amerikanischen Highschool

 

 

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich als Austauschschüler für ein Jahr in die USA flog. Aber gerade durch diesen zeitlichen Abstand kann ich heute mit Gewissheit sagen, dass mich dieses Jahr bislang am nachhaltigsten beeinflusst und geprägt hat. Daher möchte ich Euch hier von einigen Eindrücken erzählen und die für einen Austausch wichtigen Informationen zusammenstellen.

 

 

Warum wird man Austauschschüler?

Bevor es für mich so richtig losging, fielen mir auf diese Frage eine Menge Antworten ein. Antworten wie: “Ich möchte mal zu Hause raus.” Oder: “Meine Englischnoten könnten doch auch ohne büffeln besser werden.” Aber rückblickend war das die falsche Frage. Egal mit welcher Organisation man fährt, wie gut das Jahr wird hängt von Eurer Beziehung zur Gastfamilie ab. Warum also möchte die Gastfamilie einen Austauschschüler haben?
Sicherlich möchten sie Euch Ihr Heimatland näher bringen und etwas von Eurem erfahren. Also mails schreiben. Über Euch und Eure Familie, Freunde, Schule. Fragt Euch einfach was Ihr als Gastfamilie von einem potentiellen Gastschüler erwartet, den Ihr ein Jahr durchfüttern und rumkutschieren müsst.

 

 

Welche Organisation?

Die Austauschorganisationen kann man in zwei Kategorien unterteilen. Die kommerziellen und die gemeinnützigen. Mir konnte bislang niemand erklären, wohin die Gebühren der gemeinnützigen Organisationen fließen. Da diese Gebühren denen der kommerziellen Mitbewerber sehr ähneln, sollte man sich bei der Auswahl auf das Auswahl- und Vorbereitungsprogramm der Organisation konzentrieren. Ich selbst bin mit der Austauschorganisation EF gefahren und war von der gesamten Abwicklung sehr angetan und von meinem Jahr “abroad” schlichtweg begeistert. Zurück in Deutschland habe ich einige Aushilfstätigkeiten für EF erledigt, konnte also einen kleinen Einblick hinter die Kulissen bekommen und möchte diese Organisation somit auch guten Gewissens weiterempfehlen.

 

 

Wie wird man Austauschschüler?

Vergleicht möglichst viele Organisationen. Und da ein solches Jahr auch ganz schön ins Geld geht, solltet Ihr spätestens jetzt Eure Eltern mit in die Überlegungen einbeziehen. Wenn Ihr eine engere Auswahl getroffen habt, bewerbt Ihr Euch und werdet meistens zu einem Gespräch eingeladen und müsst einige Fragebögen ausfüllen. Anders als in der Schule geht es hier natürlich nur sekundär um Fachwissen. Viel wichtiger ist Eure Person und Euren Charakter. Seid einfach Ihr selbst.

 

 

Wie bereitet man sich vor?

In erster Linie ist dies Aufgabe Eurer Austauschorganisation. Natürlich können sie Euch nicht auf jede nur denkbare Situation vorbereiten, sondern sie sollen Euch bei den Formalitäten unterstützen und gewisse Basics vermitteln. Eigeninitiative ist immer gut. Max Rauner, ein ehemaliger Austauschschüler, hat viele Infos in einem Buch zusammengetragen. Ich selbst habe ein Buch über meine eigenen Erfahrungen aus dem Jahr als Austauschschüler geschrieben, und das steht für Euch zum Download bereit.

 

 

Welcher Staat?

Was wollt Ihr? Einen Urlaub, in dem man eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abklappert? Oder wollt Ihr die Amerikaner, Highschools und den American way of life kennenlernen? Nun, wir wissen alle aus dem Fernsehen, dass Florida und Californian die absoluten Traumstaaten sind. Was wir aber meistens nicht wissen: in Florida regnet es fast täglich aufgrund des subtropischen Klimas und in San Franzisco musste ich selbst im Hochsommer den halben Tag im Pulli rumlaufen. Wenn Ihr nun täglich über die Golden Gate Brücke fahren würdet, wäre Euer Jahr in den USA dadurch kein bisschen spannender. Meiner Meinung nach solltet Ihr auf eine Regionswahl in jedem Fall verzichten. Dadurch werdet Ihr leichter vermittelbar, findet schneller eine Gastfamilie und habt mindestens ein genauso schönes Jahr. Und wenn Ihr dann doch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit mitnehmen möchtet: viele Austauschorganisationen bieten Fieldtrips an, und vielleicht fährt ja auch Eure Gastfamilie mit Euch für ein Wochenende weg. Außerdem, wenn Ihr ebenfalls so ein super Jahr habt wie ich, dann werdet Ihr nicht das letzte Mal in den USA sein. Mit einem späteren Besuch könnt Ihr eine Rundreise hervoragend kombinieren.

 

 

Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren...

Amerikaner sind spontan. Sie wechseln häufiger den Job, sie ziehen öfter um und sie werfen ihre Lebensplanung öfter über den Haufen als die Menschen Hierzulande. Nur verständlich, dass sie auch ihre Entscheidungen später treffen als wir es gewohnt sind. Also: keine Panik wenn Eure Gastfamilie Euch erst sehr kurzfristig bekannt gegeben wird.

 

 

Tipps

Geld: $100 in Bargeld, dazu Traveller Checks und wenn Eure Eltern großes Vertrauen zu Euch haben - eine Kreditkarte. Für letztere müssen sie nämlich bürgen. Die Menge des Bargelds variiert natürlich gewaltig. Ich habe mir zum Beispiel in den USA Ski und ein Fahrrad gekauft.
Jeder Austauschschüler nimmt zu viele Klamotten mit. JEDER!!! Die girls besonders. Nachdem Ihr gepackt habt, nehmt die Hälfte aus dem Koffer wieder heraus.

 

 

Die ersten Tage im neuen Land

Ihr steigt in einer Stadt aus dem Flugzeug, die Ihr nicht kennt, in einem Land, in dem Ihr noch nicht wart. Ihr werdet von Menschen empfangen, die Ihr noch nie gesehen habt, und zwar in einer Sprache, die Ihr nur im Schulbuch gelesen habt. Vieles wird anders sein. Wie solltet Ihr damit umgehen?
Seht es doch einfach als Chance und als Herausforderung. Euch kennt keiner. Und wenn Ihr zum Beispiel bislang ein schüchternes Hasi gewesen seid, dann nutzt doch diese Chance auf Menschen zuzugehen. Stellt Euch nicht die Frage, ob etwas besser oder schlechter ist. Nehmt es einfach als “anders” zur Kenntnis. Sprecht mit Euren Gasteltern. Sie haben meistens keine eigenen Erfahrungen als Austauschschüler und wissen vielleicht nicht, was in Euch vorgeht. Gebt Ihnen aber nicht das Gefühl, dass sie an Eurem Heimweh Schuld sind.
In der Schule gilt es für Euch neue Freunde zu finden. Da in den USA ein Gesabbel, wie es in deutschen Klassenräumen üblich ist, nicht geduldet wird, solltet Ihr Euch mit einer extracuricular activity anfreunden. Jede Schule hat diverse Angebote, die nach der Schule stattfinden, z. B. Musik, Sport und Drama. Dort wird es Euch wesentlich leichter fallen, Freunde zu finden. Außerdem ist der School Spirit schon eine Erfahrung wert. Die Meisten Eurer zukünftigen Mitschüler jobben nebenbei und werden oft flexibel disponiert. Wenn Ihr Euch also mit jemandem verabredet habt, und er oder sie nicht erscheint oder kurzfristig absagt, dann geht das nicht gegen Euch und Ihr solltet Euch dadurch nicht entmutigen lassen.
Spicken, schummeln oder cheaten. Damit werdet Ihr in den USA nicht glücklich werden. Nicht nur, dass es Abgucken durch die Schule mit Detention oder Suspension geahndet wird, auch die meisten amerikanischen Schüler lehnen dies ab. Ihr hättet einen äußerst schlechten Start - also lasst es einfach. Übrigens Detention ist ein Verweis von der Schule, der auf Tage begrenzt sein kann und in Euer Zeugnis kommt. Bei Suspension bekommt Ihr Aufgaben, die Ihr in einem extra Raum während der Schulzeit bearbeiten müsst. Sie werden benotet und diese Zensuren gehen in die Zeugnisnote ein. Außerdem werden meistens die Austauschorganisation darüber informiert. Die reagieren oft sehr streng, um das Ansehen ihres Austauschprogramms nicht zu gefährden.
Drogen? Nein!!! Rauchen? Extrem scheiße. Alkohol? Höchstens innerhalb der Gastfamilie, wenn diese Euch z.B. ein Bier anbietet. Bei allem anderen solltet Ihr Euch mit einem baldigen Rückflug anfreunden.
Habt ein wenig den Spruch vor Augen: “Always give more than you take.” Damit sind natürlich nicht nur materielle Dinge gemeint.
Wenn Ihr es nicht während Eurer Schulzeit macht, dann wahrscheinlich nie mehr...
... und damit wünsche ich Euch ein super Jahr als Austauschschüler.